Künstliche Intelligenz hat mich schon immer fasziniert. Ich glaube, der Gedanke an die Möglichkeiten ist für die meisten von uns eine Mischung aus Begeisterung für die Verbesserung unserer „Quality of Life“; der Vorstellung von Robotern, die unliebsame oder gefährliche Arbeiten für uns Menschen übernehmen können.
Diese Vorstellung davon, wie man auf dem Raumschiff Enterprise stehend Fragen an eine künstliche Intelligenz stellt und prompt Antworten erhält, für die sonst Tage der Recherche und Berechnungen nötig gewesen wären.
Und dann die andere Seite, die dunkle. Die Vorstellung, eine künstliche Intelligenz könnte Entscheidungen für die Welt oder die Menschheit treffen, die uns so gar nicht gefallen. Gefühllose, eben nicht menschliche, sondern nur auf Fakten und Analysen basierte Entscheidungen. Der Planet ist überbevölkert? Unsere Erde stirbt, weil zu viele Menschen ihr zu viel entnehmen? Ich will gar nicht wissen, welche Entscheidungen eine künstliche Intelligenz für uns treffen würde.
Seit November 2022 ist sie ein Stück näher gerückt, die Umsetzung und „Erschaffung“ einer künstlichen Intelligenz.
Sie ist nun in der Lage, mit unserer Sprache umzugehen, gewisse Zusammenhänge und Themen, Fragen zu verstehen (im weitesten Sinne) und Antworten zu geben.
Kaum veröffentlicht und im Netz zur Verfügung gestellt, hat sie uns in ihren Bann gezogen. Innerhalb kürzester Zeit ist sie von vielen Schreibtischen der Welt schon gar nicht mehr wegzudenken. Sie schreibt Texte, Blogartikel, Webseitentexte, Hausaufgaben, Bücher. Sie kann mathematische Aufgaben lösen und Quellcode für Programme schreiben. Natürlich alles noch mit Fehlern behaftet, aber bereit in vielen Bereichen Einsetzbar und zeitsparend.
Überall auf der Welt arbeiten Menschen bereits an neuen, noch besseren Möglichkeiten.
Die „Zocker-Herzen“ erwartet binnen kurzer Zeit phänomenale Änderungen, träumt von dynamischen Welten, in denen ein Quest-NPC individuell auf jeden Spiele reagiert. Das ist der Stoff, aus dem meine Begeisterungsstürme gemacht sind.
Der „Nerd“ in mir freut sich auf das, was da kommt. Die Fortschritte in der Medizin werden gewaltig sein. Das Internet wird sich verändern. Und da auch die Robotik einen Schub erfährt – Wahnsinn, was da alles möglich wird.
Der Pessimist in mir, sieht, wie schon jetzt die Behörden vor einer steigenden Anzahl an Fake-Anrufen warnen, die täuschend echt einen nahestehenden Menschen imitieren und uns in Betrüger-Fallen locken.
Und spätestens, wenn man die Dokumentation „Pegasus, der Feind hört mit“ gesehen hat, was ohne KI in der Welt der Staaten und der Macht so möglich war, wird einem Angst und Bange, was die KI alles möglich machen wird.
Doch durch einen Bericht der Tagesschau wurde mir nun bewusst, dass die KI-Entwicklung selbst bereits jetzt ethische Fragen aufwirft. Ich stieß auf einen Artikel über Klickarbeiter, die unter prekären Bedingungen arbeiten. Sie sind die unsichtbaren Helfer, die diese Technologie erst möglich machen, und sie tun dies oft für einen Hungerlohn von 1,2 – 2 € die Stunde, während sie komplett mit Webcam überwacht auf den Monitor sitzen und klicken…. Klicken … klicken.
Das deutsche Pharmaunternehmen Sartorius stellt richtig krasse Maschinen und Systeme für die Labortechnik und Wissenschaft her. Aber es arbeitet auch schon seit 2019 mit Cloudfactory zusammen und nutzt darüber die ausgebeuteten Klickarbeiter zum Annotieren von Zellen, was benötigt wird, um zu sehen, wie Zellen auf Medikamente reagieren. Also das Ziel, etwas wirklich Geniales, was der Menschheit helfen könnte. Aber entwickelt durch Ausbeutung von Menschen.
In Kenia haben die Klickarbeiter für ChatGPT unerwünschte Antworten ausgefiltert. Die Sache steckt also schon an der Wurzel im Dreck. Klasse.
Wir sollten schnellstmöglich auf diese menschen aufmerksam machen. Die KI wird uns eine Menge Geld sparen, sie wird eine Menge Menschen arbeitslose machen – aber offensichtlich reicht die Ersparnis nicht, es müssen auch noch Menschen mit Hungerlohn und Überwachung ausgenutzt werden, weil die Gewinne noch nicht reichen. Widerlich!
Hier der Artikel zu den Klickarbeitern, die unsere KI/Chatgpt verbessern:
https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/ki-klickarbeiter-trainingsdaten-100.html
